Japanische Badekultur
Tomoko Mori: Für Japaner ist ofuro (Baden) eine tägliche Handlung, vergleichbar dem Essen und Schlafen. Eine derartige Baderoutine mag in westlichen Augen als „Ritual“ erscheinen, ist für Japaner aber ein Bedürfnis um sich fit und wohl zu fühlen. Tatsächlich sind diese traditionellen Badegewohnheiten von geistigen und moralischen Grundsätzen geprägt, welche im Zen-Buddhismus ihren Ursprung finden und sich analog zur Teezeremonie in wa-kei-sei-jaku (Harmonie - Ehrfurcht - Reinheit - Stille) ausdrücken.
Tomoko Mori: In Japan wird relativ heiß, um die 40°C und sitzend - mit dem Wasser bis zur Schulterhöhe -gebadet. Vor Betreten der Badewanne wird der Körper gründlich gewaschen, dadurch bleibt das Wasser in der Wanne sauber und die einzelnen Familienmitglieder bzw. die Besucher öffentlicher Bäder können nacheinander darin eintauchen um sich zu entspannen. Japanische Badezimmer verfügen neben der Wanne über ausreichend Platz, wo man sich - auf Hockern sitzend - wäscht. Umgekleidet wird in einem Vorraum. Das WC befindet sich nie im Badezimmer sondern in einem, eigens dafür vorgesehenen, kleinen Raum.
Tomoko Mori: Die Wannen haben verschiedene Größen und Formen und sind aus besonderen, typisch japanischen Essenzen handwerklich hergestellt: sogenannten Nadelblattbäumen wie hiba oder hinoki, die japanische Zypresse. Dank der beinhaltenden Fitoncide, wie Hinokitiol, verbreiten diese Hölzer einen charakteristischen und lang anhaltenden Wohlgeruch mit entspannender und antibakterieller Wirkung; angenehme Duftnoten entfalten sich beim Kontakt mit warmen Wasser. Die Gruppe dieser goboku-Hölzer zeichnet sich auch durch eine besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser aus. Durch das naturbelassene Holz kann man sich bei Berührung und Sicht dieses ökologischen Materials einer angenehmen Sinneswahrnehmung erfreuen.